20.06.2025
„Münster braucht wirtschaftliche Perspektiven – und klare politische Entscheidungen“
Die lokale Wirtschaft diskutiert mit OB-Kandidaten über zentrale Zukunftsfragen der Stadt.

Die Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel (IHK, 2.v.r.), Thomas Banasiewicz (HWK, l.) und Hendrik Schade (KH, 2.v.l.) begrüßten drei Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt in Münster zum Dialog mit Unternehmen (v.l.): Stephan Brinktrine (SPD), Tilman Fuchs (Bündnis 90/Die Grünen) und Dr. Georg Lunemann (CDU). © Foto-Studio Effing/HWK
Mit einem klaren Appell an Politik und Verwaltung ging am Mittwoch (18. Juni 2025) die Veranstaltung „Wirtschaft Münster im Dialog mit den Oberbürgermeister-Spitzenkandidaten zur Kommunalwahl 2025“ im Bildungszentrum der Handwerkskammer Münster (HWK) über die Bühne. Die lokale Wirtschaft forderte verlässliche Rahmenbedingungen für Wachstum, Innovation und Beschäftigung – und formulierte konkrete Erwartungen an die künftige Stadtspitze.
Neun Institutionen stellten ihre gemeinsamen Forderungen vor – von der IHK Nord Westfalen über die HWK Münster, die Kreishandwerkerschaft (KH) Münster, den Dehoga Westfalen, den Handelsverband NRW Westfalen-Münsterland, die Industriegemeinschaft Münster, die Initiative starke Innenstadt Münster, die Immobilien- und Standortgemeinschaft Bahnhofsviertel Münster bis hin zur WIN Wirtschaftsinitiative Münster.
In ihren kommunalpolitischen Positionen „Weichen für Münster“ nennen sie acht Handlungsfelder für den Standort: 1. mehr Raum für wirtschaftliche Entwicklung – durch flexiblere Flächenpolitik, beschleunigte Verfahren und nachhaltige Nutzungskonzepte. 2. mehr bezahlbaren Wohnraum – um Fachkräfte in der Stadt zu halten und den Arbeitskräftemangel abzufedern. 3. die Stärkung der Innenstadt – als wirtschaftliches Herzstück mit hoher Aufenthaltsqualität, Erreichbarkeit und Sicherheit. 4 kluge Mobilitätslösungen – inklusive Ausbau des ÖPNV, effizienter Verkehrsführung und leistungsfähiger Infrastruktur. 5. zuverlässige Energie- und Wärmeversorgung – mit Technologieoffenheit, dezentralen Lösungen und fairen Kosten. 6. solide Kommunalfinanzen – ohne Mehrbelastungen für Unternehmen. 7. eine leistungsfähige Verwaltung und Digitalisierung – mit mehr Tempo, Effizienz und modernen E-Government-Diensten. 8. verlässliche Kinderbetreuung – zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch im Sinne der Fachkräftesicherung.
„Wir brauchen eine Stadtspitze, die Projekte zur Chefsache macht, Entscheidungen trifft und die Verwaltung zu einem echten Dienstleister für Bürger und Unternehmen entwickelt“, betonte HWK-Hauptgeschäftsführer Thomas Banasiewicz in seiner Begrüßung. Die Wirtschaft sei wichtig für eine wachsende Stadt. „Unsere Unternehmen sind Steuerzahler, Nahversorger, Ausbilder und Arbeitgeber vor Ort. Auch für die drängenden Transformationsaufgaben braucht es die Wirtschaft – und die Wirtschaft braucht faire Wettbewerbsbedingungen, schnelles Verwaltungshandeln und eine Stadtentwicklung, die auch an ihre wirtschaftlichen Träger denkt.“
IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel verwies auf die vom Rat beschlossene Standortentwicklungsstrategie Münster 2030+: „Der nächste Schritt muss jetzt die zügige Umsetzung in Projekten sein.“ Dabei solle die Wirtschaft als strategische Partnerin eingebunden werden, „um praxisnahe und nachhaltige Lösungen zu erarbeiten“. Vertrauen und Planungssicherheit seien für Unternehmensinvestitionen entscheidend. Dazu gehöre die Bereitstellung ausreichender Gewerbeflächen und Wohnraum: „Ohne Platz keine Perspektive. Wer Unternehmen und Fachkräfte halten will, muss ihnen Raum geben – nicht nur auf dem Papier.“
Drei Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters Stephan Brinktrine (SPD), Tilman Fuchs (Bündnis 90/Die Grünen) und Dr. Georg Lunemann (CDU) stellten sich auf dem Podium dem „Kandidatencheck“: präsentierten ihre wirtschaftspolitischen Leitlinien und diskutierten offen mit Unternehmens- und Verbandsvertretern.
Brinktrine hob hervor: „Wir setzen auf eine Wirtschaftspolitik mit Haltung: sozial gerecht, zukunftsorientiert und im engen Schulterschluss mit den Akteuren vor Ort. Wer in Münster investieren, ausbilden und faire Arbeit schaffen will, findet in uns einen verlässlichen Partner.“
Fuchs zentrales Anliegen sei es, die Forderungen der Wirtschaft mit den Aspekten der Standortentwicklungsstrategie 2030 und den Inhalten der weiteren wesentlichen Grundsatzpapiere zu verknüpfen. „Es muss darum gehen, gemeinsam konkrete Umsetzungsschritte zu erarbeiten und zu vereinbaren. Dabei setzte ich darauf, die Kompetenzen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung bestmöglich zu nutzen und zusammenzuführen.“
Lunemann fand, „Die Wirtschaft braucht verlässliche Rahmenbedingungen auf allen Ebenen, um planen zu können und Entlastung, wo es irgendwie geht. Als Stadt können wir mit stabilen Steuersätzen, dem Verzicht auf Verkehrsexperimente und dem Abbau von überflüssiger Bürokratie dazu beitragen.“
Den Abend fasste Hendrik Schade, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Münster, zusammen: „Unsere Forderungen wenige Monate vor der Kommunalwahl am 14. September sind kein Katalog an Wünschen, sondern eine Einladung zur Zusammenarbeit. Die Wirtschaft ist bereit, Verantwortung zu übernehmen – sie braucht aber auch ein politisches Gegenüber, das handelt.“
Pressemitteilung vom 20. Juni 2025